Der erste Tag eines neuen Lebensabschnitts ist etwas Besonderes - auch der erste Ausbildungstag
Neue Menschen, eine neue Umgebung, neue Eindrücke, ein Neustart. Und oftmals bleiben uns diese Eindrücke sehr lange, manchmal ein Leben lang, erhalten.
Ganz besonders gilt das natürlich für so besondere Lebensabschnitte wie den Beginn einer Berufsausbildung. Denn der ist ja nicht nur irgendein Start in einen Job, sondern meistens der Abschluss der Schullaufbahn und der Start ins Berufsleben - und damit ein weiterer, wichtiger Schritt auf dem Weg in die Eigenständigkeit.
Gleichzeitig ist der Ausbildungsbeginn nicht nur ein Neustart, sondern auch nach dem Einstellungsprozess der erste Eindruck, den die neuen Auszubildenden von ihrem Ausbildungsbetrieb erhalten. Und der sollte möglichst gut sein, oder?
Deshalb habe ich hier 10 Ideen für die Gestaltung des ersten Ausbildungstages im Unternehmen zusammengestellt.
Der erste Ausbildungstag bleibt den meisten von uns ein Leben lang in Erinnerung. Mit diesen 10 Tipps sorgst du dafür, dass diese Erinnerung bei deinen Azubis eine positive wird:
- Vor dem ersten Ausbildungstag beginnen: Jeder Start ins Ungewissen schürt Ängste - informiere deshalb schon vor Ausbildungsbeginn und baue Ängste und Hemmschwellen ab.
- Willkommenspaket für die neuen Azubis: Eine Aufmerksamkeit zeigt: "Wie schön, dass du hier bist - wir freuen uns über dich".
- Weniger ist mehr: Am ersten Tag prasseln wahnsinnig viele Eindrücke auf die neuen Azubis ein. Deshalb solltest du versuchen, die Informationen in gut verdauliche Häppchen auf die ersten Wochen aufzuteilen. Den ersten Tag beschränkst du wirklich auf das Begrüßen, Kennenlernen und Orientieren.
- Persönliche Begrüßung: Nimm deine Azubis am ersten Tag direkt am Eingang in Empfang und plane genug Zeit für eine herzliche Begrüßung durch die Unternehmensleitung und alle an der Ausbildung Beteiligten ein.
- Starthilfe fürs Netzwerken: Stelle sicher, dass die Neuen wissen, an wen sie sich bei Fragen wenden können und vernetze sie mit den anderen Auszubildenden.
- Eine Peergroup für die Newbies: Für die neuen Azubis ist die Hemmschwelle, Gleichaltrige anzusprechen geringer. Und ein funktionierendes Netzwerk zwischen den Auszubildenden der unterschiedlichen Jahre ist für alle ein Benefit.
- Azubi-Rallye durch den Betrieb am ersten Tag: Dabei lernen die Azubis nicht nur die örtlichen Gegebenheiten im Unternehmen kennen, sondern auch sich untereinander und allerlei spannende Informationen rund um ihren Ausbildungsbetrieb.
- Erwartungen austauschen: Nicht nur das Unternehmen hat Erwartungen, auch die Azubis. Tauscht euch darüber aus!
- Den neuen Azubis Orientierung und einen Ausblick geben: Viele Informationen, die für dich selbstverständlich sind, sind es nicht für die neuen Azubis. Gib ihnen Sicherheit und informiere, wie die ersten Wochen aussehen werden.
- Lernpotenziale nutzen: Jeder erste Ausbildungstag ist auch eine Lernchance als Unternehmen. Es ist sinnvoll, aktiv Feedback bei allen Beteiligten einzuholen und daraus für das nächste Jahr zu lernen.
Tipp 1: Vor dem ersten Ausbildungstag beginnen
Der Start in die Ausbildung und damit in das Berufsleben ist ein einschneidendes Erlebnis, das für viele neue Auszubildenden mit Aufregung und auch Ängsten verbunden ist.
Diese Ängste sind in meiner Erfahrung vor allem mit der Ungewissheit verbunden, was einen da wohl erwarten mag. Und zumindest einen Teil davon können wir schon im Vorhinein nehmen, indem wir in Kontakt bleiben und informieren, wie der Ausbildungsbeginn aussehen wird.
Konkret könnte das beispielsweise so aussehen:
- 1,5- 2 Monate vor Beginn: Betriebsrundgang oder Kennenlernrunde im Betrieb von allen neuen Auszubildenden mit ihren Eltern
- 4 Wochen vor Beginn: Begrüßungs-Postkarte mit QR-Code zu einem Willkommensvideo und FAQs zum Ausbildungsbeginn (Fragen könnten sein: Was muss ich vorher noch erledigen? Was soll ich am ersten Tag mitbringen? Muss ich ein Mittagessen mitbringen? Wo muss ich mich melden? Wann soll ich da sein?)
- 2 Wochen vor Beginn: Tagesablauf für den ersten Ausbildungstag vorab zusenden
Tipp 2: Willkommenspaket für die neuen Azubis
Der nächste Tipp mag für einige vielleicht abgedroschen klingen, aber ist meiner Meinung nach immer noch eine schöne und wirksame Geste: ein Willkommenspaket. Dabei geht es weniger darum, dass das Paket einen hohen materiellen Wert hat. Vielmehr sollte es eine herzliche Geste sein, die zeigt: Wir freuen uns, dass du da bist.
Was könnte Inhalt eines solches Pakets sein? Hier einige Ideen:
- Vorstellung: Ein kleines Heft mit interessanten Fakten zum Unternehmen und, je nach Unternehmensgröße, Fotos und Kurzvorstellungen aller Teams oder Beschäftigten
- Schreibmaterialen: Der Klassiker - Blöcke, Stifte, Marker im Corporate Design
- Tasche: Das kann ein einfacher Jutebeutel sein, noch schicker ist aber zum Beispiel ein Rucksack (für die Berufsschule) oder eine andere praktische Tasche
- Tasse, Coffee to Go-Becher oder Trinkflasche: Wie wäre es mit einem coolen Becher oder einer Flasche mit einem passenden Spruch zum Ausbildungsbeginn oder der Ausbildung in deinem Unternehmen allgemein?
- T-Shirt / Hoodie: Etwas tricky, weil ihr die Konfektionsgrößen braucht, aber sehr beliebt. Vielleicht müsst ihr die Größen für Arbeitskleidung ohnehin abfragen?
- Powerbank: Die können deine Auszubildenden sicherlich gebrauchen.
- Produktbezug: Stellt dein Unternehmen etwas physisch her? Könnt ihr das individualisieren? Auch das wäre eine tolle Ergänzung eines Willkommenspakets.
Junge Menschen orientieren sich innerhalb ihrer Peergroup natürlich auch rund um die Ausbildung stark über Social Media. Bestimmt hast du in den sozialen Medien schon diverse Unboxing-Videos für Beauty- oder Fashion-Produkte gesehen. Vielleicht findet ein Ausbildungsbeginn mit einer herzlichen und individuellen Willkommensbox bei deinen neuen Auszubildenden so auch den Weg zu TikTok, Instagram oder eine andere Plattform.
Und selbst wenn nicht: Ein herzlicher Start bleibt auf jeden Fall in Erinnerung, bildet eine gute Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und motiviert für die Ausbildung.
Tipp 3: Weniger ist mehr
Die Versuchung ist groß, den ersten Tag mit möglichst vielen gut gemeinten Informationen vollzupacken. Ausbildungspläne, Sicherheitseinweisungen, Logins, Richtlinien und vieles mehr wird irgendwie in die ersten paar Stunden gepackt.
Das Ergebnis? Rauchende Köpfe. Und Frustration, dass die Hälfte spätestens am nächsten Tag schon vergessen ist. Aber lass uns nicht vergessen, dass die neuen Auszubildenden bei ihrem Start ohnehin sehr viele neue Eindrücke verarbeiten müssen: Sie sind in einer neuen Umgebung, in der sie sich zurechtfinden müssen. Dabei lernen sie viele neue Menschen - und deren Namen 😉 - kennen. Und sie sind damit beschäftigt, einen guten Eindruck machen zu wollen und sich möglichst viel zu merken.
Am ersten Tag der Azubis auf das Wichtigste beschränken
Also lasst uns den ersten Tag nicht überladen - Rom ist schließlich auch nicht an einem Tag erbaut worden und für die Ausbildung ist in der Regel mehr als ein Tag Zeit.
Was sind also die wichtigen Themen, die am ersten Tag wirklich untergebracht werden sollten?
- Eine angemessene Begrüßung mit ausreichend Zeit und ehrlichem Interesse an den neuen Menschen, die das Team erweitern.
- Ein Rundgang, bei dem die wichtigsten Räumlichkeiten gezeigt werden.
- Die Vorstellung einer Ansprechperson, an die sich die neuen Azubis auch nach dem ersten Tag bei Fragen wenden dürfen.
- Zeit zum Kennenlernen der anderen Auszubildenden (auch denen der höheren Ausbildungsjahre).
- Eine gemeinsame Aktivität oder Aufgabe zum Bonding untereinander.
- Am ersten Tag (wirklich!) erforderliche Sicherheitseinweisungen.
- Und ganz wichtig: Ein konkreter Plan, wie die nächsten 2-3 Wochen aussehen werden.
Tipp 4: Persönliche Begrüßung
Der erste Tag deiner Azubis ist oft auch der erste persönliche Eindruck nach dem Einstellungsverfahren. Und der sollte doch möglichst positiv ausfallen.
Dazu gehört auch eine persönliche und herzliche Begrüßung im Unternehmen. Stell sicher, dass deine neuen Azubis an ihrem ersten Tag direkt an der Tür in Empfang genommen werden. So vermeidest du, dass die Neuen im Gebäude umherirren müssen und sich direkt unsicher fühlen.
Besonders schön wäre es dann natürlich, wenn die Geschäftsführung und/oder Vertretende des Managements die neuen Azubis persönlich mit ein paar herzlichen Worten begrüßen.
Weil das in meiner Erfahrung gerade für junge Auszubildende beeindruckend, aber auch etwas einschüchternd ist, sollten aber die folgenden Programmpunkte dann wieder in kleinerer Runde fortgeführt werden. Wie wäre es zum Beispiel mit einem gemeinsamen Frühstück mit allen Azubis und Ausbildungsverantwortlichen?
Tipp 5: Starthilfe fürs Netzwerken
Nicht jede Person, mit der die Azubis während ihrer Zeit bei euch im Unternehmen jemals zu tun haben werden, müssen sie direkt am ersten Tag kennenlernen. Aber es ist wichtig, dass sie direkt mit den Personen in Kontakt gebracht werden, die ihre Ansprechpersonen bei Fragen sein werden, mit ihren Ausbilder:innen und - fast am wichtigsten - mit anderen Personen ihrer Peergroup, also anderen Auszubildenden.
So hilfst du deinen neuen Schützlingen, direkt von Anfang an ein Netzwerk im Unternehmen aufzubauen und senkst die Hemmschwelle, sich mit Fragen an jemanden zu wenden.
Diese Starthilfe zum Netzwerken sollte idealerweise in einem informelleren Rahmen ermöglicht werden - zum Beispiel bei einem Frühstück, Rundgang oder dem gemeinsamen Mittagessen.
Und noch ein ganz praktischer Hinweis: Ich selbst kann mir in neuen Runden wahnsinnig schlecht die Namen meiner Gesprächspartner:innen merken. Euren neuen Azubis wird es vielleicht ähnlich gehen. Namensschilder für alle am Tag Beteiligten können da Wunder wirken... 😉
Tipp 6: Eine Peergroup für die Newbies
Wie schon im letzten Tipp angerissen: Fast nichts ist für deine neuen Azubis zu Beginn so wichtig, wie Ansprechpersonen in der eigenen Peergroup. Also Personen, die wahrscheinlich altersmäßig und von ihrer Position im Betrieb nicht allzu weit von ihnen selbst entfernt sind.
Und wer würde sich da besser anbieten, als Auszubildende der höheren Ausbildungsjahre? Das hat zudem gleich drei wunderbare Effekte: Erstens, du senkst die Hemmschwelle für die Neuen, Fragen zu stellen. Zweitens stärkst du das Netzwerk der Azubis untereinander. Und drittens gibst du den Azubis, die schon etwas weiter sind, eine wertige und wichtige Aufgabe und stärkst damit ihr Selbstwert- und Zugehörigkeitgefühl.
Ihr könntet sogar ein richtiges Azubi-Mentoring aufbauen und interessierte Auszubildende ab dem dritten Jahr eine Weiterbildung im Bereich Mentoring zukommen lassen oder als Ausbildungbotschafter:innen ausbilden lassen.
Tipp 7: Azubi-Rallye durch den Betrieb am ersten Tag
Eine schöne Möglichkeit, relativ zwanglos die neue Umgebung und erste Personen kennenzulernen und dabei etwas über den Ausbildungsbetrieb zu lernen, ist eine Rallye. Dabei ist natürlich ein bisschen Vorbereitung gefragt:
- Überlegt in eurem innerbetrieblichen Ausbildungsnetzwerk, welche die wichtigsten Stationen sind, die neue Azubis auf jeden Fall kennenlernen sollten.
- Welche spannenden, lustigen und interessanten Fakten gibt es über euren Standort bzw. euer Unternehmen? Überlegt euch Fragen und kleine Aufgaben, die die neuen Azubis an ihrem ersten Tag auf ihrem Weg durch den Betrieb lösen.
- Legt eine sinnvolle Reihenfolge und einen zeitlichen Rahmen für die Rallye fest.
- Definiert eine sinnvolle Personenanzahl für die Kleingruppen. Je nach Art und Größe des Unternehmens kann es sinnvoll sein, Begleitpersonen an die Seite zu stellen (zum Beispiel in Industriebetrieben).
- Informiert die jeweiligen Kolleginnen und Kollegen an den "Stationen" rechtzeitig, dass sie am ersten Ausbildungstag Besuch bekommen und darüber, wie sie unterstützen können und sollen.
- Bereitet die Materialien für die Rallye vor (Schilder an den Stationen, Hinweise, Fragen).
Und nicht zu vergessen: Eine kleine Belohnung am Ende der Rallye gibt dem Ganzen einen schönen runden Abschluss.
Tipp 8: Erwartungen austauschen
Nicht nur ihr als Betrieb und als Ausbildende habt Erwartungen an die neuen Auszubildenden - auch umgekehrt kommen da junge Menschen mit bestimmten Vorstellungen und Erwartungen zu euch ins Unternehmen. Deshalb ist es sinnvoll, diese zu Beginn auszutauschen. Damit schafft man Klarheit und eine gute Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Eine gute Möglichkeit dazu bietet ein kleiner Workshop, bei dem sich die Auszubildenden zunächst in Kleingruppen Gedanken über ihre eigenen Erwartungen machen und diese dann anschließend gemeinsam zum Beispiel an einem Whiteboard zusammengetragen werden und durch die des Unternehmens ergänzt werden. Oftmals finden sich da ganz schnell Parallelen und man sieht, dass man gar nicht weit auseinanderliegt, sondern vielmehr in die gleiche Richtung blickt. Das ist ein toller Ausgangspunkt für eine Ausbildung.
Einige Leitfragen für einen solchen Workshop könnten sein:
- Worauf freue ich mich am meisten in meiner Ausbildung?
- Was wünsche ich mir für die Ausbildung?
- Was ist mir wichtig im Umgang mit anderen?
- Welche Unterstützung brauche ich?
- Was sind für mich absolute No Gos?
Wenn ihr euch bei dir im Betrieb für einen solchen Workshop entscheidet, ist es natürlich sinnvoll, die Ergebnisse danach nicht in der Schublade verschwinden zu lassen, sondern im Laufe von euren Ausbildungsverlaufgesprächen immer wieder aufzugreifen.
Tipp 9: Den neuen Azubis Orientierung und einen Ausblick geben
Für den ersten Tag und einen guten Start in die Ausbildung ist es wichtig, bei all den Eindrücken, die auf eure neuen Azubis einprasseln, Orientierung zu geben und einen Ausblick zu geben, wie es weitergeht:
- Wie läuft die Ausbildung überhaupt ab? Dazu gehören erste Informationen rund um den Ausbildungsrahmenplan, Ausbildungsziele, die Berufsschule... Setze dabei nicht deinen eigenen Erfahrungshorizont voraus, sondern fang wirklich bei den Basics an. Alles weitere hebst du dir für die kommenden Wochen auf.
- Wo und bei wem können Auszubildende sich informieren, wenn sie Fragen haben? Auch diese Informationen gibt es im Idealfall zum Mitnehmen und/oder unkompliziert abrufbar.
- Was erwartet die Auszubildenden in den nächsten Tagen und Wochen? Gib am besten einen detaillierten Einarbeitungsplan aus, auf dem die Zeiten, die Themen, Ziele und Ansprechpersonen benannt sind.
Tipp 10: Lernpotenziale nutzen
Jeder erste Ausbildungstag ist auch eine Lernchance für das nächste Jahr. Deshalb solltest du nicht die Gelegenheit auslassen, die neuen Azubis zu fragen, was sie mitgenommen haben und was ihnen gut oder nicht so gut gefallen hat.
Gerade neue Auszubildende, die sie noch recht jung sind, halten manchmal mit kritischen Rückmeldungen hinter dem Berg. Sie haben vielleicht Sorge, keinen guten Eindruck zu machen. Deshalb kann es sich anbieten, die Frage nach Feedback zeitlich etwas nach hinten zu schieben - zum Beispiel nach Ende der Probezeit.
Auch Gespräche mit den höheren Ausbildungsjahren und anderen Personen, die am ersten Ausbildungstag beteiligt sind, können wichtige Hinweise geben.
Bald beginnen deine neuen Azubis und dir fehlt noch der "Pack an"? Lass mich wissen, wie ich dich unterstützen kann und vereinbare ein unverbindliches Erstgespräch!