Ausbildung in Deutschland: 10 Fakten, die du bestimmt noch nicht kanntest

Wie viele Azubis gibt es eigentlich in Deutschland? Was verdient man da so? Welche Berufe sind besonders beliebt - und welche nicht so sehr? Das und viel mehr erfährst du hier. Denn wir machen einen kurzen Rundflug über die Ausbildung in Deutschland.

Allgemeine Fakten zur Ausbildung

1,2 Millionen Auszubildende in Deutschland

Im Jahr 2022 waren laut statistischem Bundesamt ca. 1,2 Millionen Menschen in einem Ausbildungsverhältnis beschäftigt. Mit der Zahl kannst du nicht viel anfangen?

Kein Problem - hier ein paar anschauliche Vergleiche:

Ausbildung in Deutschland_Köln
Ausbildung in Deutschland_Fußballstadion
Ausbildung in Deutschland_Menschenkette

Nach dem Schulabschluss entscheiden sich immer noch viele junge Menschen für eine duale Berufsausbildung. Im Jahr 2022 waren das ganze 444.475 Personen (BIBB Datenreport 2023). Das klingt viel - allerdings ist die Zahl seit 2005 fast kontinuierlich zurückgegangen.

Mehr als 400.000 Unternehmen, die ausbilden

In Deutschland gab es zuletzt über 400.000 Ausbildungsbetriebe. Insgesamt liegt die Ausbildungsbeteiligung der Unternehmen bei etwas über 19 % - das heißt, etwa ein Fünftel aller Unternehmen mit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten bildet auch aus.

Ausbildungsbeteiligung

Insgesamt ist auch hier ein Rückgang im Zeitverlauf zu erkennen, der insbesondere durch Kleinbetriebe getrieben ist. Als möglicher Grund hierfür werden insbesondere die Schwierigkeiten genannt, Ausbildungsstellen zu besetzen.

(Quelle: Berufsbildungsbericht 2023)

Durchschnittliche Ausbildungsvergütung

Die Ausbildungsvergütung ist aus nachvollziehbaren Gründen ein wichtiger Faktor bei der Ausbildungssuche. Werfen wir also einen Blick auf die durchschnittliche Vergütung im Jahr 2022:

Laut statistischem Bundesamt verdienten Auszubildende über alle Ausbildungsjahre und -berufe hinweg durchschnittlich 1.057 Euro brutto im Monat.

Ausbildungsvergütung

Allerdings unterscheidet sich der Wert sehr stark, je nach Branche und auch nach Unternehmensgröße. In Gesundheits- und Pflegeberufen lag der Durchschnitt zum Beispiel bei 1.139 Euro brutto im Monat, bei künstlerischen Berufen bei nur 783 Euro brutto im Monat. In großen Unternehmen gelten häufig Tarifverträge, die meist etwas höhere Ausbildungsvergütungen vorgeben. Aber auch nicht tarifgebundene Unternehmen müssen seit 2020 eine Mindestausbildungsvergütung zahlen. Für Ausbildungen, die 2023 begonnen wurden, liegt diese bei 620 Euro brutto im Monat.

Anteil der abgebrochenen Ausbildungen

Nicht jede begonne Ausbildung in Deutschland wird auch erfolgreich abgeschlossen. Manchmal wird der Ausbildungsvertrag dann schon vor dem regulären Ausbildungsende gelöst.

Die Quote dieser vorzeitigen Vertragslösungen lag laut dem Berufsbildungsbericht 2023 zuletzt bei 26,7 % - also mehr als einem Viertel. Auch hier gibt es Branchenunterschiede: Besonders hoch ist die Quote beispielsweise im Hotel- und Gastgewerbe, wo sie in einigen Berufen deutlich über 40 % liegt.

Abbruchquoten 1
Abbruchquoten 2
Abbruchquoten 3

Das klingt ganz schön viel, es ist aber zu beachten, dass das ganz unterschiedliche Gründe haben kann. Nicht alle sind mit einem Ausbildungsabbruch gleichzusetzen. Zur vorzeitigen Vertragslösung wird beispielsweise auch gezählt, wenn ein Betrieb schließen muss und deshalb das Ausbildungsverhältnis nicht dort beendet werden kann.

Allerdings ist ein Großteil der Vertragslsöungen schon darauf zurückzuführen, dass die Ausbildungsbetriebe oder Auszubildenden mit dem Verlauf der Ausbildung nicht zufrieden sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass Auszubildende sich für eine vorzeitige Beendigung entscheiden, ist tendenziell höher, wenn bei der Berufswahl viele Kompromisse hinsichtlich der eigenen Vorstellungen und Wünsche getroffen wurden.

Übergang von der Schule in die Ausbildung

Wer beginnt eine duale Berufsausbildung?

Welchen Schulabschluss haben Auszubildende, wenn sie ihre Ausbildung beginnen? Stimmt es, dass die meisten Abiturient:innen ein Studium aufnehmen?

Definition Übergangsquote

Übergangsquote in die Ausbildung - was ist das?

Die sogenannte Übergangsquote in die qualifizierende Ausbildung - also eine duale oder schulische Ausbildung - gibt das Verhältnis an zwischen der Anzahl von neuen Auszubildenden in diesem Jahr mit einem bestimmten Schulabschluss und der Anzahl an Personen insgesamt, die in diesem Jahr diesen Schulabschluss gemacht haben. Das klingt kompliziert, ist aber ganz einfach. 

Ein Beispiel:

Wir nehmen an, im Jahr 2023 hätten 8.000 Personen mit einem Hauptschulabschluss eine Ausbildung begonnen. Und insgesamt hätten im gleichen Jahr 10.000 Personen einen Hauptschulabschluss gemacht. 8.000 von 10.000 Personen sind also nach ihrem Hauptschulabschluss in die Ausbildung "übergegangen" - das würde dann eine Übergangsquote von 80 % ergeben.

Übergangsquoten nach Schulabschluss

Aber genug der Theorie. Schauen wir uns an, mit welchem Schulabschluss junge Menschen in Deutschland anschließend am häufigsten in die Ausbildung übergehen. Das sind die Fakten:

Übergangsquote ohne
Übergangsquote HS
Übergangsquote RS
Übergangsquote SB

Für einen Großteil der jungen Menschen mit einem Haupt- oder Realschulabschluss führt der Weg also nach der Schule in eine schulische oder duale Berufsausbildung. Aber auch bei Abiturient:innen wird dieser Weg zunehmend beliebter. 

NEETs: Ohne nächste Station aus der Schule

Unternehmen sprechen aktuell häufig von Fachkräftemangel und haben Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Allerdings gibt es auf der anderen Seite viele junge Menschen, die nach der Schule keinen Ausbildungsplatz finden, Tendenz steigend. Man spricht hierbei von einem Passungsproblem. Das bedeutet, das Angebot und die Erwartungen von Unternehmen passen schlechter mit denen junger Menschen zusammen.

NEETs: Was sind das?

Zu den Menschen ohne Ausbildungsplatz gehören auch die sogenannten NEETs. NEET bedeutet "Not in Employment, Education or Training". Damit gemeint sind also junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, die nicht in Beschäftigung, Ausbildung oder einer Bildungsmaßnahme sind. Und das sind inzwischen relativ viele: 630.000 Menschen gehörten in 2021 zu diesem Personenkreis. Insbesondere über die Corona-Pandemie ist die Zahl sprunghaft angestiegen. (Quelle: Monitor Ausbildungschancen (Bertelsmann Stiftung) 

NEETs

Verständnis anstatt "Jugend-Bashing": Mögliche Gründe

Das wirft verständlicherweise die Frage nach dem Warum auf. Warum gibt es eine so große Anzahl junger Menschen in Deutschland, die weder den Weg in eine Ausbildung oder andere Beschäftigung gefunden haben, noch in eine berufsvorbereitende Maßnahme? Während hier einige schnell zum "Jugend-Bashing" übergehen, Faulheit und mangelnden Ehrgeiz attestieren, möchte ich davon ganz viel Abstand nehmen.

Bei den 15-24-jährigen handelt sich um eine Altersgruppe die in der Zeit der Corona-Pandemie ganz massive Einschnitte hinnehmen musste und gleichzeitig im öffentlichen Diskurs häufig wenig Beachtung gefunden hat. Das soll nicht heißen, dass die Einschränkungen nicht für die meisten anderen ebenfalls hart waren. Diese jungen Menschen haben sich aber eben in einer - auch für die Vorbereitung des Beruflebens - ganz entscheidenden Entwicklungsphase befunden. Mangelnde Unterstützung, Orientierung und verlorene Zeit machen sich dadurch jetzt eben auf unterschiedliche Weise bemerkbar.

Anstatt zu schimpfen und zu verteufeln sollten wir also lieber versuchen, zu verstehen und die jungen Menschen dabei unterstützen einen für sie geeigneten Weg zu finden.

Wissenswertes zu Ausbildungsberufen & -unternehmen

327 anerkannte Ausbildungsberufe

Die Auswahl an staatlich anerkannten Ausbildungsberufen in Deutschland ist groß. Zuletzt waren es 327 an der Zahl (Bundesinstitut für Berufsbildung).

Von Einzelhandelskaufleuten oder Elektroniker:innen hat sicher fast jede und jeder von uns schon einmal gehört. Aber es gibt auch viele ausgefallenere Berufe, wie beispielsweise die Fachkraft für Wasserwirtschaft oder den Süßmitteltechnologen bzw. die Süßmitteltechnologin.

Beliebte Ausbildungsberufe

Welche Ausbildungsberufe sind denn besonders beliebt in Deutschland? Schauen wir uns dazu doch einmal an, wie viele neue Ausbildungsverträge in den einzelnen Berufsgruppen im letzten Berichtsjahr abgeschlossen worden sind. 

Beliebteste Ausbildungsberufe_1
Beliebteste Ausbildungsberufe_2
Beliebteste Ausbildungsberufe_3

Wie du siehst, teilen sich drei ganz unterschiedliche Berufsbilder das Siegertreppchen der am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe.

Schauen wir uns die Geschlechterverteilung an, sehen wir, dass der Abbau von Rollenklischees, also typischen "Männer- und Frauenberufen", noch nicht so weit fortgeschritten ist, wie ich mir das im Jahr 2023 wünschen würde: Der beliebteste Ausbildungsberuf von weiblich gelesenen Personen war im letzten Berichtsjahr die medizinische Fachangestellte, bei männlich gelesenen Personen der Kfz-Mechatroniker. (Quelle: BIBB, Tab. 69 Frauen bzw. Tab. 68 Männer)

Unbeliebte Ausbildungsberufe

Wollen wir wissen, welche Ausbildungsberufe am unbeliebtesten sind, reicht es nicht, uns die Anzahl der Neuabschlüsse anzuschauen. Denn wie viele Ausbildungen abgeschlossen werden, hängt maßgeblich ja auch mit dem Bedarf zusammen. Für besonders spezielle Berufe wie Metall- und Glockengießer:in werden nur sehr wenige Ausbildungsverträge im Jahr abgeschlossen - aber wie wir uns alle sicherlich vorstellen können, brauchen wir auch nicht zehntausende Menschen, die diesen Beruf jährlich neu lernen, weil es nur begrenzt viel Arbeit in diesem Bereich gibt.

Stattdessen sehen wir uns lieber an, in welchen Berufen besonders viele Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben sind:

Unbeliebteste Ausbildungsberufe

Hier werden besonders viele Azubis ausgebildet

Wie viele andere Auszubildende es in einem Unternehmen noch gibt, hängt nicht zuletzt von der Größe des Unternehmens ab. Und weil es eben schön sein kann, die Erlebnisse der Ausbildung mit anderen zu teilen, schauen wir uns nun noch an, in welchen Unternehmen besonders viele Auszubildende ihre Berufsausbildung absolvieren.

Und wir fangen direkt an mit einem Ausbildungsbetrieb, der eigentlich nicht wirklich ein Betrieb ist, mit über 90.000 neuen Auszubildenden Jahr für Jahr aber eine große Rolle in der Ausbildung spielt: Gemeint ist der öffentliche Dienst. Dazu zählen alle Ausbildungen bei Bund, Bundesländern und den Kommunen, also zum Beispiel in der Stadtverwaltung deines Heimatorts.

Wenn wir auf einzelne Unternehmen schauen, gehören beispielsweise die Deutsche Bahn zu den größten deutschen Ausbildungsbetrieben. In diesem Jahr haben dort ca. 5.500 neue Azubis ihre Ausbildung in mehr als 50 Berufen und 25 dualen Studiengängen begonnen.

Aber Siemens oder Volkswagen gehören zu den Unternehmen, die sich stark an der Ausbildung junger Menschen beteiligen. Bei Siemens haben zuletzt mehr als 1.500 neue Azubis beginnen, bei Volkswagen waren es knapp 1.200.

Ausbildungsarten: Welche gibt es und welche passt zu dir?
Ausbildungsnachweis führen: Das musst du wissen

Lara Hofmann

Mit Herzblut dabei, wenn es darum geht, jungen Menschen einen erfüllenden und erfolgreichen Start in das Berufsleben zu ermöglichen.

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