Wenn wir in Deutschland von einer Ausbildung sprechen, meinen wir meistens die klassische Berufsausbildung im dualen System, bei der sich Praxisphasen im Betrieb mit Theorie in der Berufsschule abwechseln.
Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, einen Beruf zu erlernen. Welche Ausbildungsarten es gibt, worin die Unterschiede liegen und was Vor- und Nachteile sind, erfährst du hier.
Duale Ausbildung: Der Klassiker
Kombination von Praxis & Theorie
vergütet & staatlich anerkannt
Dauer: Ø 3 Jahre
Die mit Abstand bekannteste Ausbildungsart und Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen, ist die duale Berufsausbildung. Dual heißt es wegen der Kombination von Praxis im Ausbildungsunternehmen und Theorie in der Berufsschule.
Du bist also in einem Betrieb als Auszubildende:r beschäftigt und sammelst dort direkt vor Ort wichtige praktische Erfahrung. Diese wird wiederum ergänzt durch Unterricht in der Berufsschule. Dort wird dein Praxiswissen durch theoretisches Fachwissen ergänzt.
Dauer und Abschluss
Die meisten Ausbildungen dauern 3 Jahre. Es gibt jedoch auch Berufe, deren Ausbildung bereits innerhalb von 2 Jahren oder erst nach 3,5 Jahren abgeschlossen ist.
Der Abschluss der dualen Ausbildung ist eine Abschlussprüfung vor der zuständigen örtlichen Kammer (z.B. der Industrie- und Handelskammer). Ist die Prüfung erfolgreich, hast du einen staatlich anerkannten Berufsabschluss.
Vergütung
Ein großer Vorteil des dualen Ausbildungssystems ist, dass du in dieser Zeit bereits ein kleines Gehalt als Ausbildungsvergütung erhältst. Wie hoch die Vergütung ausfällt, hängt mit dem Ausbildungsberuf, der Branche und dem Ausbildungsunternehmen zusammen. In Industriebetrieben wird beispielsweise häufig mehr bezahlt als im Einzelhandel.
Große Auswahl an Berufen
Und auch die große Auswahl an Berufen ist ein klares Plus der dualen Ausbildung. Inzwischen gibt es mehr als 320 anerkannte Ausbildungsberufe und es werden jedes Jahr mehr. Eine Übersicht findest du beim Bundesinstitut für Berufsbildung. Du kannst dir also einen Beruf aussuchen, der wirklich genau zu deinen Interessen und Stärken passt.
Eine Sonderform der dualen Ausbildung ist übrigens die Beamtenausbildung im mittleren Dienst, bei der du die Laufbahn zum Beanten bzw. zur Beamtin einschlägst. Anstatt der "normalen" Berufsschule besuchst du eine Verwaltungsschule und die praktischen Einsätze finden in der jeweiligen Behörde statt.
Doppelt qualifizierende Ausbildung: Berufsabschluss mit Extra
Berufsabschluss und Zusatzqualifikation
insbesondere für Abiturient:innen
Zu den weniger bekannten Ausbildungsarten zählt die doppelt qualifizierende Ausbildung. Sie ist ideal, wenn dir "nur" eine Ausbildung nicht reicht, dir ein duales Studium aber wiederum zu viel des Guten ist. Du erwirbst neben deinem Berufsabschluss dort eine Zusatzqualifikation wie beispielsweise zum Handelsfachwirt bzw. zur Handelsfachwirtin. Viele Ausbildungsangebote, die dieses Extra zur Ausbildung anbieten, sind eher im kaufmännischen Bereich einzuordnen, es gibt aber auch einige technische Ausbildungen mit doppelter Qualifizierung.
Diese Form der Ausbildung wird manchmal auch Sonderausbildung für Abiturienten und Abiturientinnen genannt. Und dieser Name verrät dir auf jeden Fall schon die erste Vorausetzung für diese Art der Ausbildung - die Fachhochschulreife oder allgemeine Hochschulreife.
Die Ausbildung selbst unterscheidet sich wenig bis gar nicht von der normalen dualen Ausbildung. Die Ausbildung dauert ebenfalls in der Regel ca. 3 Jahre und du erhältst eine Ausbildungsvergütung. Die Zusatzqualifikation wird parallel dazu bei einem Bildungsträger vermittelt, den das Ausbildungsunternehmen gewählt hat.
Die doppelte Qualifizierung ist natürlich eine tolle Chance, deine Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten zu erweitern.
Duales Studium: Zwei Abschlüsse auf einmal
Ausbildungs- und Studienabschluss
super Karriereperspektive
Dauer: Ø 4 Jahre
Das duale Studium gehört zu den anspruchsvolleren Formen der Ausbildung. Denn hierbei absolvierst du eine normale duale Ausbildung und gleichzeitig ein Bachelorstudium in einem passenden Studienfach. Das ist ideal, wenn du dich nicht zwischen der akademischen Welt und der Berufspraxis entscheiden kannst und fleißig und ehrgeizig genug bist, beides gleichzeitig zu bewältigen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Du schlägst zwei Fliegen mit einer Klappe und schließt mit einem Berufs- und einem Studienabschluss ab. Währenddessen verdienst du wie in der Ausbildung schon dein eigenes Geld. Gegenüber deinen Kommilitonen, die "nur" studieren, hast du außerdem den Vorteil, in den Praxisphasen sofort einen Anwendungsbezug für dein Studienwissen zu haben.
Der Zeitaufwand für das duale Studium ist - verständlicherweise - meistens etwas höher als für die reine Ausbildung. Das betrifft sowohl den Lernaufwand, als auch die Gesamtdauer. In der Regel schließt du nach 3 Jahren deine Ausbildung ab, nach 4 Jahren dann dein Bachelorstudium.
Häufig bieten besonders große Unternehmen und Konzerne das duale Studium an, aber auch Mittelständler sind inzwischen vertreten. Die Übernahmechancen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind mit einem dualen Studium durchweg sehr gut.
Schulische Ausbildung: Fokus auf Fachwissen
nur schulisch (Berufsfachschule)
tiefgehendes Fachwissen
meist keine Vergütung
Vielleicht gehörst du zu den Personen, die gerne in die Schule gehen und die Spaß am theoretischen Lernen haben. Dann könnte eine schulische Ausbildung genau das Richtige für dich sein.
Ablauf
Denn in der schulischen Ausbildung besuchst du für die gesamte Dauer fast ausschließlich die Berufsfachschule und lernst dort in festen Klassenverbänden. Je nach Ausbildung gibt es Praxisanteile, die durch Praktika erbracht werden. Der Fokus liegt bei diesen Ausbildungen aber ganz klar auf der Vermittlung von fachlichem Know-How. Einen Unterschied gibt es zwischen teil- und vollqualifizierenden Berufsfachschulen. Während letztere zur sogenannten "Berufsbefähigung" führen, du also einen Beruf erlernst und diesen anschließend ausüben darfst, dienen teilqualifizierende Schulen "nur" der beruflichen Grundbildung.
Dauer und Abschluss
Je nach Schule und Ausbildungsgang hast du in einer schulischen Ausbildung sogar die Möglichkeit, parallel zum Beispiel die Fachhochschulreife zu erwerben und dir damit ein späteres Studium zu ermöglichen.
Dadurch, dass es bei der schulischen Ausbildung keinen oder einen geringeren Praxisanteil gibt, dauert sie zum Teil auch weniger lang als die klassische duale Ausbildung. Den Abschluss als Altenpflegehelfer:in kannst du beispielsweise an manchen Schulen bereits nach einem Jahr in den Händen halten.
Vergütung / Kosten
Einen klaren Nachteil hat die schulische Ausbildung jedoch: Sie ist meistens nicht bezahlt. Je nach Beruf und Schule fällt sogar eine Schulgebühr an, die Ausbildung ist dann also kostenpflichtig. Als Unterstützung bei der Finanzierung ist es unter bestimmten Bedingungen möglich, BaFöG für Schülerinnen und Schüler oder auch Wohngeld zu beantragen.
Staatlich nicht-anerkannte Ausbildungen: Ohne Berufsschule zum Ziel
keine Berufsschule
erst ab 18 Jahren möglich
i.d.R. nicht bundesweit einheitlich
Zu den mehr als 320 staatlich anerkannten Ausbildungsberufen kommen noch viele weitere, staatlich nicht-anerkannte Berufe. Nicht anerkannt - was bedeutet das?
Diese Berufe sind nicht zentral reguliert, sondern die Ausbildungsinhalte und -strukturen werden vom jeweiligen Bildungsträger selbst festgelegt. Hierfür kann es mehrere Gründe geben:
- sehr neue Berufe: private Bildungsträger reagieren auf neue Entwicklungen manchmal etwas schneller
- aussterbende Berufe, die nur noch selten ausgebildet werden
- berufliche Nischen, die ganz spezielle Anforderungen haben
Ganz streng genommen gehört diese Möglichkeit, einen Beruf ohne staatliche Anerkennung zu erlernen, also nicht zu den klassischen "Ausbildungsarten". Ein großer Vorteil ist dabei jedoch für viele: Du gehst nicht zur Berufsschule und startest in der Regel schneller ins Berufsleben als bei der regulären Ausbildung. Allerdings ist diese Form der Ausbildung auch erst ab 18 Jahren möglich.
Ein eindeutiger Nachteil ist die allgemeine Anerkennung dieser Berufe. Während du innerhalb einer Branche in der Regel wenig Schwierigkeiten hast, giltst du jedoch als ungelernt, wenn du einmal arbeitslos werden solltest.
Wenn du dich besonders für die Ausbildung ohne Berufsschule interessierst, dann schau doch mal in diesem Blogpost vorbei. Dort erkläre ich dir noch genauer, was es damit auf sich hat.
Fachpraktiker:in: Berufseinstieg bei besonderen Bedürfnissen
Ausbildungen für Menschen mit Behinderungen nach §66 BBiG/§42r HwO
Auch für Menschen mit besonderen Bedürfnissen ist eine Berufsausbildung ganz wichtig, aber nicht immer sind alle Ausbildungsarten für diese Menschen zugänglich. Denn mit körperlichen oder kognitiven Einschränkungen ist es nicht immer möglich, eine Ausbildung im regulären Umfang oder Tempo durchzuführen.
Dann kann einer sogenannte Fachpraktiker/Fachpraktikerinnen-Ausbildung gem. §66 BBiG/§42r HwO in Frage kommen. Diese ist Teil des orientiert sich an den staatlich anerkannten Berufen, ist aber vor allem in ihrem Theorieumfang reduziert.
Die Ausbildung dauert zwischen 2 und 3 Jahren und schließt auch mit einer Prüfung vor der jeweils zuständigen Kammer ab.
Unterschiedliche Ausbildungsarten für unterschiedliche Bedürfnisse
Du siehst: Ausbildung ist nicht gleich Ausbildung. Es gibt ganz unterschiedliche Ausbildungsarten und die je nach Interesse und Stärken unzählige Möglichkeiten bieten.
Wenn du hier aber noch nicht den perfekten Weg für dich gefunden hast, gibt es natürlich noch andere Möglichkeiten für deinen Weg nach der Schule. Schau doch einfach mal in diesem Blogpost vorbei.
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